Nach der Rückkehr vieler Geflüchteter nach Syrien unterstützen wir den Wiederaufbau eines Dorfes bei Homs, der Heimat unserer syrischen Freunde aus dem Libanon. Dafür sind wir dringend auf Spenden angewiesen. Zugleich ist unsere Arbeit im Libanon weitestgehend abgeschlossen.

Die Schule im Dorf Buwaydah, die wir nun renovieren.
Von Simon Bethlehem
Bonn, 21.04.2025 – Als wir in den ersten Januartagen das erste Mal im Dorf Buwyadah waren, um unsere syrischen Freunde aus dem Camp Wadi Swed im libanesischen Aarsal in ihrem Heimatort zu besuchen, stand dort kaum noch etwas. Schutthaufen säumten die Straße. Die Menschen, die teilweise mehr als zehn Jahre als Geflüchtete im Libanon gelebt hatten, hatten bei der Rückkehr in ihre Heimat ihre Holz-Verschläge aus dem Libanon mitgebracht und hier wieder aufgebaut. Trotz all der Zerstörung überwog die Freude, endlich wieder zu Hause zu sein. (Mehr über unsere Eindrücke aus Januar lesen)
Heute haben die Syrer*innen ein realistisches Bild davon, welch immense Aufgabe vor ihnen liegt, um ihr Dorf wieder zu ihrem Zuhause zu machen. Neben all den Privathäusern müssen auch die Schulen und das Ärztehaus grundlegend renoviert bzw. ganz neu gebaut werden.
Den Schulbetrieb wieder ans Laufen bringen
Gestartet haben wir bereits kurz nach unserem ersten Besuch mit dem Bau von Schulbänken für die Grund- und die Mittelschule. Wir statteten unseren Schweißer Abu Abdu mit einem Schweißgerät aus, besorgten beschichtete Holzfaserplatten, die wir für die Sitz- und Tischfläche zuschnitten und montierten. Binnen kürzester Zeit konnten so Schulbänke für 200 Kinder gebaut werden, die direkt zum Einsatz gekommen sind.
Neue Schulbänke für Buwaydah
Größer ist nun die Aufgabe der Renovierung der Mittelschule. Das zweistöckige Gebäude umfasst zwölf Klassenräume und zwei Lehrerzimmer. Die Bausubstanz hat den Krieg weitestgehend unbeschadet überstanden, allerdings wurden Fenster, Türen und die Elektrik herausgerissen. Zahllose Einschüsse im Putz und ein Granateneinschlagloch bezeugen die Kampfhandlungen, die hier stattgefunden haben.
Hier haben wir uns nun an die Renovierung gemacht: Die Löcher werden verputzt, neue Elektrik gezogen, Stahlfenster und Holztüren produziert und eingebaut. Die Wände bekommen einen neuen Anstrich, die Sanitäranlagen werden komplett erneuert. Die rund 350 Kinder der Mittelschule bekommen so eine schöne neue Lernumgebung. Für den Übergang der Renovierungsarbeiten werden noch die Räume der Grundschule mitgenutzt, die aber bereits aus allen Nähten platzt.
Die renovierungsbedürftige Schule – und der erste fertige Raum
Wiederaufbau des Ärztehauses und Unterstützung beim privaten Wiederaufbau
Unser nächstes Wiederaufbauprojekt wird das örtliche Ärztehaus sein. Das alte Gebäude, in dem ein Allgemeinmediziner, ein Frauenarzt, ein Zahnarzt und ein Orthopäde angesiedelt waren, wurde von der syrischen Armee und der besetzenden Hisbollah komplett zerstört. Die Gesundheitsbehörde der Region Homs hat bereits Pläne zum Wiederaufbau des Hauses ausgearbeitet, die wir nun umsetzen werden.
Der Wiederaufbau schafft viele Arbeitsplätze im Ort. Durch ihren Verdienst können unsere Mitarbeiter mittelfristig ihre zerstörten Häuser neu errichten. Aber auch ganz direkt unterstützen wir hier: Wir haben ein mobiles Solarkraftwerk mit Batteriespeicher auf einem Anhänger montiert, das sich die Bewohner für Abrissarbeiten ausleihen können, um mit schweren Schlaghämmern die Trümmerteile auf ihren Grundstücken zu zerkleinern und entfernen zu können. Öffentlichen Strom gibt es auf absehbare Zeit nur für wenige Stunden am Tag, sodass das mobile Stromkraftwerk die Menschen bei den Aufräumarbeiten erheblich unterstützt.
Abschied vom Libanon
Im Libanon hingegen ist unsere Arbeit nach fast sieben Jahren weitestgehend abgeschlossen. Nach den kalten Wintermonaten sind nun rund 90 Prozent der syrischen Geflüchteten in ihre Heimatorte zurückgekehrt und der Ort kommt nach Jahren des Ausnahmezustands, in denen bis zu 80.000 Syrer*innen hier Zuflucht gefunden hatten, wieder zur Ruhe.
Unsere Arbeit in den Camps, wo wir hunderte Zelte winterfest gemacht hatten und die Elektrik von nahezu allen 12.000 Zelten in Aarsal aus Brandschutzgründen erneuert haben, hatten wir schon zuvor abgeschlossen. Auch die Unterstützung der informellen syrischen und öffentlichen libanesischen Schulen durch zusätzliche Klassenräume oder Erneuerung der Dächer war bereits im letzten Jahr durch zusätzliche Repressalien der Behörden erschwert worden.

Teilnehmerin des Tischler-Kurses mit Gesellenstück
Hatten wir bis Ende Januar noch unser Tischlern-for-Future-Projekt aufrechterhalten, haben nun auch die letzten unserer Azubis Aarsal verlassen. In den vergangen sechs Jahren haben rund 120 Schüler*innen an unseren Kursen teilgenommen. Viele von ihnen haben die eineinhalbjährige Teilzeit-Ausbildung mit einem Gesellenstück abgeschlossen. Was für ein Erfolg! Wir hoffen, dass alle unsere ehemaligen Tischlern-For-Future-Schüler*innen ihre Fähigkeiten nun in Syrien oder woanders nutzen können.

Der Skate-Park in Aarsal
Weiter in Betrieb ist unser Skate-Park in Aarsal, der sich sowohl an syrische wie libanesische Kids richtet. Aber auch hier ist die Zahl der Skater*innen seit der Rückkehr der Geflüchteten nach Syrien deutlich zurückgegangen. Gemeinsam mit unserem Partner Jassour al-Nour erörtern wir gerade ein Konzept, um die libanesischen Jugendlichen noch mehr fürs Skaten zu begeistern und den Park so weiter zu betreiben.
Dringend auf Spenden für Wiederaufbauprojekte angewiesen
Seit fast sieben Jahren kennen wir nun die Familien aus Buwaydah, die nun endlich wieder in ihrem Heimatort sein können. Oft haben wir uns ausgemalt, wie schön es wäre, diese Freund*innen bei ihrer Rückkehr und dem Wiederaufbau zu unterstützen.