Bauen mit Soil Stabilized Blocks

In unseren Projekten in Malawi und Sierra Leone stehen wir immer wieder vor der gleichen Herausforderung: Wie können wir langlebige und funktionale Gebäude auf möglichst umweltschonende Weise errichten? Die Antwort führte uns zu einer Bautechnik, die traditionelle Lehmbauweise mit zeitgemäßer Verarbeitungstechnik verbindet: Soil Stabilized Blocks (SSB).

Von Annabella Ranft

Bonn, 31.03.2025 – Die traditionelle Herstellung gebrannter Ziegel verbraucht enorme Mengen Holz und trägt erheblich zur Abholzung der Wälder bei. Zementsteine herzustellen, ist hingegen aufgrund des hohen Zementverbrauchs teuer, der Transport ist in entlegene Regionen logistisch schwierig– und ebenfalls kostenintensiv und: Die Herstellung von Zement belastet wegen der riesigen Mengen Energie und Sand, die dazu benötigt werden, das Klima und die Umwelt. Die Baubranche gilt als einer der größten Emittenten von klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid (CO2). Laut dem UN-Umweltprogramm werden rund 40 Prozent der weltweiten Treibhausgase durch den Bau von Gebäuden verursacht.

Als wir Ende 2023 in Eleven Village in Malawi mit dem Bau der Namwawa Junior Primary School begannen, wollten wir daher einen anderen Weg einschlagen.

Für die Herstellung der SSBs verwenden wir Material, was vor Ort reichlich vorhanden ist: lokaler Erdboden mit einem Ton/Lehm Anteil von 15-30%. Dieser wird mit einem geringen Zusatz von Zement oder Kalk stabilisiert. Die Steine werden nicht gebrannt, sondern gepresst und getrocknet – diese Methode schont Ressourcen und nutzt lokale Materialien.

Einfach loslegen? Der Weg zum perfekten Stein

Der Start mit SSBs in Eleven Village war ein Sprung ins kalte Wasser. Wir hatten zwar viel Fachliteratur studiert, die Technik bei anderen Projekten in Malawi beobachtet und mit Experten vor Ort gesprochen. Praktische Erfahrung hatten wir jedoch nur von einem früheren Projekt im Kongo. Also waren die ersten Wochen geprägt von Bodenproben und Versuchen zu Mischverhältnissen und Druckfestigkeit.

Entscheidend für gute SSBs ist das richtige Mischverhältnis von Erde und Stabilisator, welches je nach Zusammensetzung der Erde variiert. Um dies zu prüfen, wendeten wir einen – unter Lehmkennern bekannten – einfachen Test an: Ein Glas wird zu einem Drittel mit Erde gefüllt, mit Wasser aufgegossen und geschüttelt. Nach dem Absetzen zeigen die Schichten die Zusammensetzung des Bodens.

Der Herstellungsprozess selbst folgt einer klaren Abfolge: Die gesiebte Erde wird mit etwa 5-7% Zement oder Kalk vermischt, Wasser wird nur sparsam hinzugefügt, gerade so viel, dass sich die Masse ballen lässt. Diese Mischung wird in eine mechanische Presse gefüllt und durch Hebelkraft oder hydraulisch verdichtet. Hört sich anstrengend an? Absolut!
Mit einem motivierten und routinierten Team schafft man um die 400 Steine pro Tag, an sehr guten auch mal mehr.

In dieser Anfangsphase waren Tests angesagt, um mehr über die Stabilität und Druckfestigkeit herauszufinden. Die ersten Tests können nach sieben Tagen gemacht werden. Einer der ergiebigsten Tests: Man sticht mit einem spitzen Gegenstand (wie einem Nagel oder einer Messerspitze) in einen Stein, der vorher 24 Stunden im Wasser lag. Im besten Fall zerbricht er nicht. Dringt die Spitze nicht mehr als 6mm ein, besitzt der Stein eine gute Festigkeit. Endgültige Tests können erst gemacht werden, wenn der Stein nach 24-28 Tagen voll ausgehärtet ist.

Die frischen Steine müssen für sieben Tage abgedeckt und regelmäßig gewässert werden. Danach werden sie umgestapelt und nach weiteren drei Wochen haben sie ihre volle Festigkeit erreicht. Am besten sind sie über diesen Zeitraum mit einer Plane abgedeckt. Optional reichen auch Grasmatten aus, wobei die Steine dann regelmäßig gewässert werden müssen.

Anschließend kann eine finale Prüfung zur Druckfestigkeit und Feuchteresistenz gemacht werden. Für die SSB-Enthusiasten unter euch: Ein stabilisierter Erdstein sollte eine Druckfestigkeit von 25-35kg/cm² haben. Die Druckfestigkeit eines nassen Erdsteins, der mindestens 24 Stunden im Wasser lag, sollte eine Druckfestigkeit von 15-23Kg/cm² besitzen. Also ca. 60-65% seiner Trockenfestigkeit.

Die lange Trocknungszeit setzt voraus, dass man nicht zu spät mit der Herstellung beginnt, sonst gehen einem im Bauprozess die Mauersteine aus. Umso mehr freut sich das ganze Team, wenn diese Akkordarbeit vollbracht ist, alle Steine gepresst sind und nur noch vermauert werden müssen.

Das Mauern mit SSBs folgt ähnlichen Regeln wie konventionelles Mauerwerk, erfordert aber durch den hohen Erdanteil zum Beispiel einen angepassten Mörtel und Putz.

Die ästhetischen Qualitäten der SSBs haben uns positiv überrascht. In Eleven Village blieben die äußeren Wände der Lehrerunterkünfte als Sichtmauerwerk unverputzt – ein Kontrast, der sorgfältige Arbeit erforderte, aber zu einem beeindruckenden Ergebnis führte. Die warmen Erdtöne der Steine fügen sich harmonisch in die Umgebung ein.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Projektes in Eleven Village in Malawi haben wir begonnen, die Technik auch in Sierra Leone einzusetzen: beim Bau der Junior Secondary School in Yarawadu (Start August 2024) und der Gesundheitsstation in Durukoro (Start November 2024).

Bei unserem aktuellen Projekt, dem Bau einer Secondary School in Kalanga in Süd-West-Malawi, wird die SSB-Technik weiter optimiert.

Unsere Erfahrungen mit SSBs haben uns überzeugt: Diese Technik wird ein fester Bestandteil zukünftiger Projekte sein! Denn so tragen unsere Gebäude aktiv zum Klima- und Umweltschutz bei!

Aktuelle Projektberichte aus Malawi und Sierra Leone:

2025-04-03T23:04:11+02:00

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