Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten! Unser langjähriger Mitarbeiter Bala aus Sierra Leone erzählt in unserem diesjährigen Weihnachtsgruß von seinem Weg. Er hat, genau wie wir, die Motivation, etwas zu bewegen!
Liebe Unterstützerinnen, liebe Unterstützer,
es sind schwierige Zeiten. Kriege, Krisen, Leid und Katastrophen. Wie bleibt man da zuversichtlich? Uns machen Menschen Hoffnung, denen wir in unseren Projekten begegnen. Einer davon ist unser Mitarbeiter Bala Kamara aus Sierra Leone. Er hat sich als Tischler fest bei uns im Team etabliert und hat schon in mehreren Bauprojekten mitgearbeitet. Dabei war sein Lebensweg alles andere als einfach. Lesen Sie selbst:
Mein Leben als reisender Tischler – und als Grünhelm
Vor einigen Jahren ging ich in das Dorf Berife. Meine Schwester lebt dort seit ihrer Hochzeit und ich wollte ihr ein Bett bauen, denn sie besaß keines. Als mein Onkel das fertige Bett sah, war er begeistert und sagte: Komm‘ in unser Dorf und baue uns auch eines. Ich war ein reisender Tischler!
Eines Tages also, als ich im Ort Maramaia an dem Bett arbeitete, fuhr ein Auto die Straße entlang. Es hielt an, ein Mann stieg aus und fragte: „Hallo, wo finde ich den Dorfvorsteher, können Sie mir helfen?“ Ich antwortete: „Ich helfe Ihnen gern“.
Dieser Mann war Simon von den Grünhelmen. Ich brachte ihn zum traditionellen Chief und übersetzte für ihn. Um ehrlich zu sein, hatte ich erst ein bisschen Angst (lacht). Ich hatte vorher nie mit einer weißen Person gesprochen. Aber abends war ich sehr glücklich.
Mein Name ist Bala Bokarie Kuloko Kamara, ich bin 26 Jahre alt und Tischler. Meine Frau Mera und ich haben drei Kinder: einen Sohn namens Francis und zwei Töchter, Manti und Kuloko. Ich freue mich, Ihnen ein bisschen von meinem Leben zu erzählen.
Ich bin in einem kleinen Dorf im Nordosten von Sierra Leone aufgewachsen. Als ich fast 12 Jahre alt war, habe ich meine Mutter verloren. Drei Jahre lang war sie krank, gestorben ist sie letztlich an Cholera, soweit ich weiß.
Nach ihrem Tod verließ mein Vater unser Dorf, um in einer Goldmine zu arbeiten. Ich blieb zurück bei meiner Großmutter und vermisste ihn sehr. Manchmal konnte ich ihn besuchen, aber um zur Schule gehen zu können, kehrte ich immer wieder in unser Dorf zurück.
Mein Vater hat damals für eine Firma aus China gearbeitet. Eines Tages klagte er über starke Kopfschmerzen und kam in ein Krankenhaus. Kurz darauf rief er mich an und sagte: Bala, ich werde es nicht schaffen, bitte verzeih mir. Wenige Stunden später, um 16.30 Uhr, ist er gestorben.
Meine Brüder, meine Schwester und ich blieben bei unserer Großmutter. Unser Onkel hat uns unterstützt, aber mein älterer Bruder musste die Schule früh verlassen, um Geld zu verdienen. Ich ging manchmal zur Schule, manchmal nicht, denn nur in einigen Jahren war die Schule kostenlos. Als ich 16 Jahre alt war, zog ich dann in die Stadt Kabala, um den Beruf des Tischlers zu lernen.
Ich wollte Tischler werden, weil ich schon als Kind kleine Stühle und Bänke aus Stöcken gebaut habe. In Kabala fand ich eine Werkstatt, in der mir der Chef zeigte, wie man Möbel herstellt. Ich liebe diesen Beruf! Auch in meiner Freizeit schreinere ich – oder ich spiele Fußball.
Als die Grünhelme 2021 mit dem Bau der Grundschule in Maramaia begonnen haben, gehörte ich von Anfang an zum Team. Danach habe ich auch bei den weiteren Schulen und Gesundheitsstationen mitgearbeitet. Man kann sagen, dass ich immer noch ein reisender Tischler bin, nur eben mit den Grünhelmen. Aber nicht nur das: Ich habe meine Fähigkeiten erweitern können, zum Beispiel habe ich gelernt, wie man mauert, betoniert und mit verschiedenen Maschinen umgeht.
Ich arbeite gern für die Grünhelme. Bei meinen anderen Jobs zuvor sagten die Chefs oft: „Ich bin der Chef, ich sitze hier auf dem Stuhl und ihr macht die Arbeit.“ Aber bei den Grünhelmen arbeitet jeder körperlich mit. Sie geben mir Inspirationen – und einen sicheren Arbeitsplatz.
Was ich mir für meine Zukunft wünsche? Ich möchte der beste Tischler werden – und für Sierra Leone, für meine Kinder und für meine Familie arbeiten!
______
Bala Kamara glaubt an die Kraft der Veränderung. Und genau das ist so wichtig für unsere Arbeit: Menschen, die, genau wie wir, die Motivation haben, etwas zu bewegen. Durch ihr eigenes Tun.