Ein neues Zuhause für syrische Familien

Nach dem Erdbeben in der Südtürkei und im Nordwesten Syriens haben wir im Distrikt Afrin 14 erdbebensichere Wohnungen für betroffene Familien gebaut. Weitere sollen nun folgen. 

Die zehnjährige Sham und ihr Vater leben in einer der neuen Wohnungen.

Von Simon Bethlehem

Bonn, 29.04.2024 – Was ist das eigentlich, ein Zuhause? Das ist im Nordwesten Syriens nicht leicht zu beantworten. Hunderttausende Menschen, aus allen Teilen Syriens, sind hierher geflohen, haben ihre Heimat verlassen, um Schutz vor Diktator Baschar al-Assad zu suchen – Schutz vor den Bomben aus der Luft, vor Verhaftung und Folter, vor der Zwangsrekrutierung in die Armee. Und auch, um ein neues Zuhause zu finden?

Was die Geflüchteten hier zunächst fanden, waren Zelte, leer stehende Rohbauten, zerschossene Ruinen und baufällige Betonbauten. Zumindest aber ein gewisses Maß an Sicherheit vor Tod und Vertreibung. Doch dann kam das Erdbeben im Februar 2023 und die einstürzenden Gebäude begruben allein in Nordwestsyrien fast 10.000 Menschen unter sich.

Viele, die zuvor schon Freunde, Familie und ihr gesamtes Hab und Gut im Krieg verloren hatten, standen nun abermals vor dem Nichts. Wohin nur, wo kann ein neues Zuhause entstehen?

Moschee als Sozialzentrum

Der Distrikt Afrin ist hügelig, Olivenbäume so weit das Auge reicht. Auf einem der Hügel, etwa zehn Kilometer südöstlich der Stadt Afrin, steht die Moschee von Imam Sheikh Abdullah, ein kunstvoller Natursteinbau, der in den 80er-Jahren mit finanzieller Unterstützung eines syrischen Auswanderers aus Bremerhaven gebaut wurde.

Rund um die Moschee haben sich zahlreiche Zelte, kleine Hütten, aber auch einige feste Gebäude angesiedelt. Hier leben die Geflüchteten aus vielen Teilen Syriens – Damaskus, Homs, Deir ez-Zor, Hama, Aleppo. Waren es vor dem Erdbeben noch etwa 150 Familien, sind es nun mehr als 300.

Sheikh Abdullah hat die Moschee zu einem Sozialzentrum ausgebaut: In der angrenzenden Küche werden warme Mahlzeiten für die Geflüchteten zubereitet und Brot gebacken. Es gibt auch eine Schule. Sheikh Abdullah versucht, den Menschen das Leben zu erleichtern. Er versorgt und stellt Infrastruktur bereit. Die Geflüchteten haben sich darauf eingestellt, länger zu bleiben, hier vielleicht sesshaft zu werden, ein neues Zuhause zu finden.

Zwei Zimmer, Küche Bad

Gemeinsam mit Sheikh Abdullah und unserer türkisch-syrischen Partnerorganisation SamGülü/SY Aid haben wir in den vergangen Monaten 14 Wohneinheiten gebaut. Es sind Doppelhaushälften, die auf von der Gemeinde bereitgestellten Grundstücken stehen. Jede Wohneinheit besteht aus zwei Zimmern, Küche und Bad. Sie sind erdbebensicher gebaut und so, dass die Bewohner*innen die Möglichkeit haben, zusätzliche Räume anzubauen. Wir haben außerdem eine große Solaranlage für den Betrieb der Wasserpumpe errichtet, um die Wasserversorgung der Menschen sicherzustellen.

In die Doppelhäuser sind nun 14 Familien eingezogen, die zuvor in den umliegenden Zelten gewohnt haben. Einige von ihnen konnten unser Syrien-Projektleiter Tobias Lange und ich während unseres letzten Projektbesuchs Ende März kennenlernen. Es sind Familien mit verwitweten Frauen, kriegsversehrten Männern oder Kindern mit Behinderung. Eingezogen ist auch Sham, ein Mädchen von zehn Jahren. Sie ist mit ihrem Vater und Onkel aus Damaskus hierhergekommen. Ihre Mutter lebt nicht mehr. Die kleine ungewöhnliche Familie bezieht nun eine der neuen Wohnungen.

Hier haben sie nun ein sicheres Dach über dem Kopf und sind nicht mehr den Wetterkapriolen ausgeliefert. Ob der Ort je zu so etwas wie einem richtigen Zuhause wird? Wir wünschen es den Menschen. Denn klar ist: Für viele ist eine Rückkehr in ihre Heimatregion nicht möglich, solange Assad an der Macht ist.

Weitere Wohnungen geplant

Es soll weitergehen: Wir werden acht weitere Wohneinheiten für syrische Familien bauen. Diese acht Wohnungen sind dank Ihrer Spenden schon abgesichert. Gern würden wir aber noch mehr Familien die Chance auf ein neues Zuhause geben. Daher freuen wir uns über jede weitere Unterstützung!

Außerdem freuen wir uns über eine Zusage unseres langjährigen Partners „Barada Syrienhilfe“, mit uns gemeinsam die Schule in dem Ort zu erweitern. Durch die Ansiedlung vieler weiterer Familien nach dem Erdbeben reicht die Kapazität der Schule nicht mehr aus.

Die Community um Sheikh Abdullah hatte bereits mit dem Bau zweier zusätzlicher Klassenräume begonnen, konnte diese aber aufgrund finanzieller Engpässe nicht fertigstellen. Hier springt die „Barada Syrienhilfe“ nun ein, wir sind für die Organisation des Bauteams zuständig. Wir danken unserem Partner für diese tolle Zusammenarbeit!

Jetzt für Erdbebenopfer in Nordwestsyrien spenden!

Für den Bau jeder weiteren Unterkunft benötigen wir rund 6.000 Euro. Wir freuen uns daher über Ihre Unterstützung!

IBAN: DE62 4306 0967 0001 0700 00
BIC: GENODEM1GLS (GLS Gemeinschaftsbank eG)

Stichwort: Erdbebenhilfe

>> Online spenden

Nothilfe für Nordwestsyrien

2024-04-29T21:38:45+02:00

GESCHENKSPENDE

    Möchten Sie eine Spendenquittung erhalten? (Pflichtfeld)
    Hinweis: Bis zu einem Spendenbetrag von 300 EUR reicht dem Finanzamt die Vorlage des Kontoauszuges.
    Ja, ich möchte eine Spendenquittung.Nein, ich möchte keine Spendenquittung.

    Wie soll die Spenden-Urkunde versendet werden? (Pflichtfeld)
    als PDF per E-Mailals Ausdruck per Post

    Nach oben