Es ist vollbracht: Drei Jahre nach dem verheerenden Wirbelsturm Idai in Mosambik hat unser Team eine Grundschule wiederaufgebaut und eine weiterführende Schule errichtet.

Unterricht in einem der neuen Klassenräume

Von unserem Projektleiter Ulrich Auer

Bonn, 07. September 2022 – Es kann als Bildungszentrum beschrieben werden, was im Dorf Sovim in Mosambik entstanden ist: eine Sekundarschule für ältere Kinder und Jugendliche und direkt daneben eine Grundschule für die Kleinen von Klasse 1 bis 7. Nach rund drei Jahren Bauzeit hat die Schuldirektion im August die Schlüssel erhalten und das Dorf zusammen mit Gästen die Eröffnung gefeiert.

Die Schuldirektoren gehen davon aus, dass in den neuen Schulgebäuden rund 250 Grundschulkinder und etwa 500 Sekundarschülerinnen und -schüler unterrichtet werden. Der Unterricht findet in zwei Schichten, jeweils am Vor- und Nachmittag statt.

Das Dorf Sovim liegt in der Provinz Sofala im Osten von Mosambik. Die nächstgrößere Stadt mit Elektrizität und Lebensmittelmärkten liegt etwa 30 Kilometer entfernt und ist mit dem Motorrad in einer Stunde zu erreichen. Auf dieser Strecke überholt man zahlreiche schwitzende, keuchende Fahrradfahrer, vollgepackt mit Säcken voll Holzkohle. Immer wieder steigt einem hier der unvergleichliche Geruch der Kohlenmeiler in die Nase. Dieses Handwerk wird von Generation zu Generation weitergegeben und ist für die Menschen aus der Region die wichtigste Einnahmequelle. In ganz Mosambik wird diese Holzkohle verkauft, da sie zum Kochen benötigt wird.

Zyklon zerstörte die Grundschule in Sovim

Eben auch über die Region rund um Sovim fegte im März 2019 der verheerende Zyklon Idai hinweg, der in vielen Teilen Mosambiks große Zerstörungen anrichtete. Auch die Grundschule „Eduardo Mondlane“ in Sovim fiel dem Wirbelsturm und den Wassermassen zum Opfer.

Den Grünhelmen imponierte damals bei der Projektort-Suche die motivierte Community vor Ort, da sie direkt nach dem Zyklon mit einem Geflecht aus Stöcken, Lehm und Grasdächern die Schule gemeinsam wieder provisorisch aufbaute, damit der Unterricht direkt wieder anlaufen konnte. Darum entschieden wir uns für diesen Projektort (Bericht von damals hier lesen).

Somit fiel der Startschuss für den neuen Grundschulbau im August 2019. Das Gebäude soll neben dem täglichen Schulalltag auch bei zukünftigen Zyklonen einen Schutz für die Bewohner dieser Region bieten und Unwettern standhalten. Aus dieser Überlegung heraus entstand damals auch der für die Grünhelme etwas ungewöhnliche Entwurf der Schule in Form eines Oktagons, der mit der Hilfe der Organisation „Supertecture“ geplant wurde.

Der Bau beinhaltet sieben Klassenräume und ein Lehrerzimmer mit Direktorat. Zusätzlich zur Schule wurden neun kleine Wohnhäuschen für die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort gebaut. Die Lehrkräfte wohnen nämlich unter der Woche neben der Schule und fahren in der Regel am Wochenende zurück zu ihren Familien in die naheliegenden Städte.

Pandemie unterbrach die Arbeiten

Der Bau schritt trotz der aufwendigen eigenen Produktion von Ziegeln, welche das Dorf vor Ort mit Lehm und beeindruckenden, immer wieder selbstgebauten Öfen brannte, doch recht zügig voran. Bis auch uns dann leider Anfang 2020 Corona einen Strich durch die Rechnung machte. Da eine Einreise bzw. Ausreise vorerst nicht mehr möglich war, unterbrachen wir das Projekt bis auf weiteres. Erst etwa ein Jahr später konnten wir unsere Arbeit vor Ort wieder aufnehmen.

Leider infizierten sich auch einige unserer lokalen Mitarbeiter während der Unterbrechung mit Covid, sie blieben aber zum Glück von schweren Folgen und Symptomen verschont, weshalb wir 2021 wieder mit voller Mannschaft loslegen konnten.

Während unserer Abwesenheit hatte sich das Schulsystem in Mosambik geändert, erfreulicherweise sehr positiv. Die Regierung führte die Schulpflicht auch für die Sekundarschule ein. Zuvor hatte sie nach der Grundschule, also nach der 7. Klasse, geendet. Außerdem hat die Verwaltung Sovim als Standort für Sekundarschulunterricht in der Region Chadeia auserwählt. Das bedeutet: Alle Kinder und Jugendlichen der Region gehen in Sovim zur Sekundarschule. Außerdem legt die mosambikanische Regierung nun mehr Wert darauf, dass auch Mädchen die Schule besuchen.

Diese politisch gravierende Entscheidung bedeutete für das von uns zunächst als Grundschule geplante Gebäude, dass dort in kurzer Zeit mit deutlich mehr Schülerinnen und Schülern gerechnet werden musste als angenommen. Nach Gesprächen mit der Schulbehörde, den Lehrkräften und Direktoren entschlossen sich die Grünhelme, das Schulbauprojekt in Sovim auszuweiten.

Zwei Bauteams mit bis zu 40 Mitarbeitenden

Das sich damals im Bau befindliche Grundschulgebäude sollte nun zum Sekundarschulgebäude werden und zusätzlich noch einen Anbau erhalten, der als Mensa oder auch Schlafraum für die Jugendlichen genutzt werden kann. Damit die Grundschule auch ihren Platz erhält, sollte direkt daneben ein weiteres Gebäude entstehen, das auf Wunsch der Lehrer vor Ort vier größere Klassenräume anstelle von sechs weniger großen Klassenräumen erhalten sollte.

Es arbeiteten also zwei Bauteams in Sovim: eines für die Grundschule und eines für die Sekundarschule. Insgesamt bestand das Team zeitweise aus bis zu 40 Arbeitern, darunter etwa zwei bis vier freiwillige Grünhelme und ein Projektleiter aus Deutschland.

Nach der Corona-Zwangspause schritt die Baustelle dann schneller voran als erwartet. In den letzten Monaten konnte parallel zu den Arbeiten an der Grundschule schon in den fertigen Klassenräumen der Sekundarschule unterrichtet werden (Text dazu hier lesen). Von Tag zu Tag ließ sich feststellen, dass immer mehr Jugendliche die Schule besuchten. Auch stellte die Behörde nach und nach mehr Lehrerinnen und Lehrer ein. Das zu erleben war natürlich für die Freiwilligen und unsere lokalen Mitarbeitenden das größte Kompliment.

Es war auch sehr schön mit anzusehen, wie das Schulgelände immer mehr zum Mittelpunkt der Region wurde. Es fanden größere Sportveranstaltungen auf dem angrenzenden Sportplatz statt, Feste wurden auf dem Gelände gefeiert oder es war einfach nur der Treffpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner aus Sovim.

Im August dieses Jahres konnten endlich alle Gebäude fertiggestellt und die Schlüssel den verantwortlichen Direktoren übergeben werden.

Unser Dankeschön gilt allen Spender*innen für dieses Projekt, aber auch allen beteiligten Grünhelmen, die ehrenamtlich ihre handwerkliche Expertise, Kraft und drei Monate ihrer Lebenszeit radikal eingesetzt haben, das Projekts voranzubringen!

Danke an alle Freiwilligen & die Community in Sovim

Besonders glücklich können wir uns schätzen, dass wir in diesem Projekt gleich zwei Mal fotografisch und filmisch begabte Grünhelme vor Ort hatten. So fertigte Jonas Ruhs im Jahr 2020 eine beeindruckende Fotoreportage über das Leben in Sovim an (hier zu den Bildern) und Kathrin Benstem verwirklichte eine ausgezeichnete Dokumentation über unser Projekt, die passend zum Projektende veröffentlicht worden ist. Sie ist auf unserer Youtube-Seite (hier klicken) abrufbar oder wenn Sie nach unten scrollen, unter diesem Text. Dass unsere Projekte so schön und ausführlich festgehalten werden, ist ungewöhnlich für uns. Wir bedanken uns dafür ganz ausdrücklich!

Wir möchten uns außerdem bei der Community in Sovim bedanken. Sie hat uns sehr herzlich aufgenommen! Wir sind dankbar, dass wir auf aufgeschlossene, warmherzige Menschen gestoßen sind, die gemeinsam etwas bewegen wollten. Zudem bedanken wir uns bei den Behörden für die wohlwollende Kooperation. Wir sind gespannt, wie die Schulgebäude Sovim und die Region langfristig verändern. Wir glauben, die Gebäude kommen schon jetzt der gesamten Community zu Gute, vor allem aber natürlich den Kindern und Jugendlichen. Wir hoffen, dass das neue Schulzentrum eine gute Umgebung für gute Bildung schafft.

Schulbau in Sovim – ein Film von Kathrin Benstem