Ein ganzes Jahr stand unser Schulbauprojekt in Mosambik coronabedingt still. Dann gab es immer wieder Verzögerungen bei der Visumsausstellung. Nun aber läuft die Baustelle wieder.
Das Dorf Sovim hat sich nicht großartig verändert in dem Jahr unserer Abwesenheit. Warum auch? Ferkel, Ziegen und Hühner pesen über den sandigen Boden, Frauen balancieren gelbe Wasserkanister auf ihren Köpfen und Männer auf Fahrrädern, vollbepackt mit Kohle, machen sich auf den Weg in den nächsten größeren Ort, um sie dort zu verkaufen. Auch die provisorischen Klassenräume aus Stöckern und Lehm stehen noch und haben die diesjährige Zyklonsaison beinahe unbeschadet überstanden. Sonntags trifft man sich auf dem Fußballplatz, um gegen eines der anderen acht Dörfer der Communidade Chadea anzutreten. Von den Unruhen im Norden des Landes ist hier, in der Provinz Sofala, nichts zu spüren. Corona ist allenfalls sichtbar durch vereinzelte Maskenträger*innen.
Unser kleines Häuschen und der Rohbau der Schule sind in gutem Zustand. Alles ist an Ort und Stelle. Vor unserer Abreise hatten wir zwei unserer Arbeiter als Wächter beauftragt, um auf die Baumaterialien und Werkzeuge aufzupassen. Sie sind es auch, die uns mit einem freundlichen „Mamuka“ in Empfang nehmen, der Begrüßungsfloskel in der Tribesprache Dao.
Zwei Wochen läuft die Baustelle nun schon wieder – und fast ist es so, als wären wir nie weg gewesen. Die eingespielten Arbeitsabläufe greifen und unsere 22 Mitarbeiter wissen sehr genau, was zu tun ist. Auch unsere Köchinnen, die für die gesamte Mannschaft jeden Tag das Mittagessen über einem offenen Feuer zubereiten, sind wieder mit dabei. Eine von ihnen, Lucia, hat in der Zwischenzeit einen Jungen bekommen, den sie nun immer in einem Tuch auf dem Rücken trägt, während sie Maismehl oder Reis mit Bohnen kocht.
Die Schule besteht aus sieben Klassenräumen und einem Lehrer*innenzimmer. Das besondere an der Schule ist der achteckiger Grundriss, der von unseren Freund*innen von Supertecture erdacht wurde. Im Zentrum befindet sich ein großer und geräumiger Innenhof und über eine umlaufende überdachte Veranda kommt man eben nur durch diesen Innenhof in die Klassenräume. Die Wände werden aus gebrannten Lehmziegeln gemauert, den Tejolos, wie sie hier heißen. Diese stellen wir selbst her, indem wir den lehmigen Boden feucht in kleine Formen pressen, sie an der Luft trocknen lassen und abschließend zu einem großen Ofen stapeln und brennen (hier mehr lesen zum Brennen der Lehmziegel im Artikel von Projektleiter Martin Jäckel). Leider haben sich die Ziegel als nicht so wetterbeständig erwiesen wie erhofft, sodass wir uns dafür entschieden haben, das Gebäude von außen zusätzlich zu verputzen.
Den Dachstuhl bauen wir aus lokalem Holz, welches zum besseren Schutz vor Termiten druckimprägniert wurde. Der Dachüberstand ist nur sehr gering ausgeprägt, um möglichst wenig Angriffsfläche für die Stürme zu bieten, die jedes Jahr zwischen Januar und April wiederkehren. Aus diesem Grund ist die Veranda-Überdachung vom Hauptdach entkoppelt, sodass deren Dach im schlimmsten Fall allein von dannen gehen könnte, ohne das eigentliche Schuldach zu beschädigen.
Die Beharrlichkeit hat sich gelohnt
Neben der Schule entstehen auch kleine Wohnhäuser für die Lehrer*innen, die meist aus entfernteren Gegenden kommen. Zwei dieser Häuser sind schon fertig, eins davon nutzen wir derzeit als Lagerraum, in das zweite ist bereits eine Lehrerin der Schule mit ihrer kleinen Tochter eingezogen.
Auch sechs Klassenräume sind schon fertig gemauert. Auf vieren von ihnen haben wir schon den Dachstuhl aufgestellt und das Dach mit Trapezblech gedeckt. Die ersten Fußböden wurden ebenfalls gegossen und auch schon in einem Klassenraum eine abgehängte Decke eingebaut – zum Abfangen der Strahlungshitze des Blechdachs und als Schalldämpfer des Lärms in den einzelnen Klassenräumen.
Es ist schön, zurück in Sovim zu sein. Die Menschen hier haben uns direkt wieder als Teil ihrer Gemeinschaft integriert. Die Beharrlichkeit bei den Behörden hat sich also gelohnt und schon in einigen Monaten werden die Kids von Sovim in ihr neues Schulgebäude einziehen können.
Simon Bethlehem