Weitreichende Transportbeschränkungen, Ausgangssperren, immer größere finanzielle Sorgen und Versammlungsverbote, denen unter anderem alle öffentlichen Märkte zum Opfer fielen, machen das Leben im Senegal gerade nicht einfacher. Auch die Hilfen der Regierung, wie der gerade erst an bedürftige Familien verteilte Sack Reis, werden zwar gerne angenommen und mit Dankbarbarkeit honoriert, sie können aber natürlich nicht alle Härten nehmen.Jetzt wurden − pünktlich zur Regenzeit, zu der Frau, Mann und Kinder auf die oft weiter außerhalb liegenden Felder müssen − die Reisebeschränkungen im Land weitgehend aufgehoben.
Was mich besonders freut, ist, dass die Mitarbeiter und Auszubildenden trotz aller Schwierigkeiten die ganze Zeit über jeden Tag pünktlich und mit guter Laune zur Arbeit erscheinen.
Auch die Kunden bleiben uns treu, obwohl einige anfragen mussten, ob sie die Rechnung nicht in Raten bezahlen könnten. Es ist immer noch recht schwierig Ersatzteile zu besorgen, da die meisten aus der Hauptstadt bestellt werden müssen und der Transport immer noch sehr viel Zeit kostet. Wir konnten inzwischen ein Häuschen für unseren Hochdruckreiniger bauen, sodass wir auch Autowäsche auf unseren Serviceplan setzen können.
Und zum Beginn der Regenzeit, die dieses Jahr sehr früh begonnen hat, kümmerten wir uns darum, das Dach des Wächterhäuschens regendicht zu machen.
Des Weiteren konnten wir unser „Labor“ fertigstellen, in welchem wir nach und nach immer mehr Anschauungstücke und Modelle der verschiedenen Baugruppen eines Fahrzeuges aufbauen, um technische Sachverhalte und Zusammenhänge noch anschaulicher darstellen zu können. Dort kann man auch mal in Ruhe zum Beispiel ein Differential auseinandernehmen und seine Funktionsweise verstehen lernen. Uns steht jetzt sogar ein Chassis mit kompletter Allrad-Antriebseinheit zum auseinander- und wieder zusammenbauen zur Verfügung. Poster, die Funktionen erklären, wären auch noch hilfreich. Wenn unsere Schule wächst, kann das „Labor“ auch als Klassenraum genutzt werden.
Jeden Tag nehmen wir uns während der Arbeit an den Kundenautos viel Zeit für Erklärung und Schulung. In den letzten Wochen haben wir mit theoretischem Unterricht angefangen, für den uns sehr gute Lehrbücher aus Deutschland zur Verfügung stehen, die Europa Lehrmittel zum Glück auch in einer französischsprachigen Auflage verlegt.
Gerade hat sich eine junge Frau bei uns gemeldet, die die erste Stufe der sehr theoretischen Automechaniker-Ausbildung abgeschlossen hat und hier bei uns arbeiten und lernen möchte. Es wäre natürlich schön, wenn sie zeigen könnte, dass Frauen genauso gut Automechanik meistern können, wie Männer! Zusätzlich haben wir die ersten Anfragen von Auszubildenden von staatlichen technischen Schulen erhalten, die bei uns Praktika machen möchten. Das Interesse an einer Aus- oder Weiterbildung bei uns freut uns natürlich sehr. Doch müssen wir das alles erstmal unter einen Hut kriegen. Denn es soll ja sowohl Kunden als auch Lernenden genügend Zeit zur Verfügung stehen.
Wir haben inzwischen zwei Karosseriebauer kennengelernt, die mit Eifer schon einige Arbeiten für uns erledigen konnten. Vielleicht können wir sie ja dazu bringen, direkt bei uns zu arbeiten?
Doch trotz allem haben wir uns zwischendurch auch mal die Zeit zu einem kleinen Fest zum Ersten Mai genommen. Unser Pausenraum ist inzwischen auch fertig eingerichtet, sodass Feste dann etwas gemütlicher gefeiert werden können.
So gibt es jeden Tag so viel zu organisieren und zu schaffen, dass es mir hier bestimmt nicht langweilig wird.