Das Corona-Virus greift nicht nur im Globalen Norden um sich, die weltweite Pandemie hat auch erhebliche Auswirkungen auf unsere Projekte. All unsere freiwilligen Mitarbeiter*innen sind zurück in Deutschland, einige unserer Projekte stehen still, andere können unter bestimmten Bedingungen weiterlaufen.
Auf dem afrikanischen Kontinent sind bisher nur vergleichsweise wenige Corona-Fälle bekannt, eine flächendeckende Verbreitung hat (wahrscheinlich) noch nicht stattgefunden. Gleichwohl sind die Regierungen mit Blick auf die europäischen Zustände alarmiert. Schulen werden geschlossen, Landesgrenzen dicht gemacht, öffentliche Veranstaltungen und Zusammenkünfte untersagt. Mit Blick auf die dortigen Gesundheitssysteme und die stark eingeschränkten Ausreisemöglichkeiten haben wir uns daher schweren Herzens dazu entschieden, unsere freiwilligen Mitarbeiter*innen zurück nach Deutschland zu holen. Die Fortführung unserer Projekte ist nur sehr eingeschränkt möglich.
In Sierra Leone gibt es bislang noch keine offiziellen Corona-Fälle. Die Regierung ist mit Blick auf die Ebola-Epidemie alarmiert, der Flughafen wurde geschlossen und öffentliche Veranstaltungen untersagt. Unser aktuelles Projekt, die Junior Secondary School Mansadu, kann trotzdem fertiggestellt werden. In Absprache mit dem Paramount Chief und der Dorfgemeinschaft haben unsere lokalen Mitarbeiter die ausstehenden Arbeiten zu Ende gebracht. So wird die Schule schon in den nächsten Tagen fertig und könnte theoretisch eröffnet werden. Da aber die Regierung den Nationalen Notstand ausgerufen hat und auch die Schulen ab dem 31. März geschlossen werden, wird das neue Gebäude noch etwas auf seinen Einsatz warten müssen. Die zwei neu geplanten Projekte, die Senior Secondary School in Mansadu und die Grundschule in Maramaia, sind vorerst verschoben. Wir hoffen, dass die Pause nicht so lange währt und wir so bald wie möglich weitermachen können.
Im Senegal hält unser Projektleiter Henrik Sauer die Stellung. Der Betrieb der Kfz-Werkstatt in Ziguinchor geht weiter. Während sich die Werkstatt in den letzten Monaten auf einem guten Weg befand und immer mehr neue Kund*innen ihre Wagen in die Werkstatt gebracht haben, sollte 2020 die Etablierung der Ausbildung in der Werkstatt im Fokus stehen. Das Ausbildungsjahr beginnt im Oktober. Hier muss sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen, wie Corona dies beeinflusst.
In Mosambik haben wir das Bauprojekt der EPC Eduardo Mondlane in Sovim erstmal gestoppt. Leider ist eine Fertigstellung ohne Grünhelme-Mitarbeiter*innen nicht möglich. Die Materialien und Werkzeuge sind in den fertiggestellten Klassenräumen untergebracht und die Bildungsbehörde ist darüber informiert, dass wir bis wieder Reisen nach Mosambik möglich sind, nicht weiterarbeiten können. Auch hier wurden nun die Flughäfen, Schulen und Geschäfte geschlossen, sodass abzuwarten bleibt, wann eine Fortsetzung möglich sein wird.
Der Libanon hat sich komplett abgeriegelt, Häfen und der Flughafen sind geschlossen. Auch Schulen und fast alle Geschäfte halten ihre Türen verriegelt. Das Haus darf nur für wichtige Besorgungen verlassen werden und von 19:00 bis 5:00 Uhr gilt eine Ausgangssperre. Das Militär und die Polizei setzten diese Maßnahmen durch. Unser Tischler*innen-Workshop ist, wie alle anderen Bildungseinrichtungen auch, momentan ausgesetzt. Für die Arbeit mit den syrischen Geflüchteten in Aarsal haben wir eine Sondergenehmigung erhalten: Unser Vorsitzender Martin Mikat ist weiterhin vor Ort und erneuert Stromleitungen in Camps, um Kabelbränden vorzubeugen. Auch sind wir in die Prävention der Corona-Verbreitung unter syrischen Flüchtlingen eingebunden. Momentan laufen in Absprache mit anderen Organisationen Überlegungen, eine provisorische Klinik für syrische Corona-Patient*innen in Aarsal zu bauen.
Weiterhin stehen wir zu unserer Finanzierung der Zahnarztmobile im nördlichen Aleppo, Syrien. Unser Partner, die Independent Doctors Association, steuert nach wie vor verschiedene Geflüchteten-Camps an, um dort zahnärztliche Behandlungen zu ermöglichen.
Das Corona-Virus bestimmt den Alltag der Menschen, in Deutschland und vielen Ländern weltweit. Gerade in diesen Zeiten gilt es, solidarisch miteinander zu sein und die humanitären Krisen dieser Welt nicht aus dem Blick zu verlieren: Im syrischen Idlib geht der Krieg Assads gegen die eigene Bevölkerung weiter. An der türkisch-griechischen Grenze hängen nach wie vor zehntausende Geflüchtete fest. Auf der griechischen Insel Lesbos harren Geflüchtete unter menschenunwürdigen Bedingungen im Camp Moria aus. Nicht zu vergessen die Bürgerkriege im Jemen, Nigeria und in Teilen der Demokratischen Republik Kongo, um nur einige zu nennen. Corona verdrängt all dieses Leid aus unserem Blickfeld – das darf nicht geschehen!
Wir werden auch in den nächsten Wochen regelmäßig Berichten wie sich die Situation in „unseren Projektländern“ entwickelt. Wir bitten Sie, liebe Spenderinnen und Spender, uns die Treue zu halten, sodass wir auch weiterhin an den Brennpunkten der Welt, diese ein bisschen gerechter machen können.