Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer der Grünhelme, unsere Arbeit in den Projekten vor Ort wird zu großen Teilen von freiwilligen Helferinnen und Helfern durchgeführt. Dabei entsenden wir Menschen mit bautechnischen Erfahrungen für mindestens drei Monate an unsere Projektstandorte. Teure Hotels sind für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genauso fremd wie für die Menschen, bei denen wir zu Gast sind, der gewohnte Komfort aus Deutschland muss warten. Darüber hinaus wollen wir durch die Zusammenarbeit auf Augenhöhe eine Nähe und Wertschätzung aller für das gemeinsam erschaffene Projekt ermöglichen.
Diese Arbeitsweise ist elementar für unsere Überzeugung von einer radikalen, handfesten Hilfe – ohne große Ausgaben für Verwaltung und Gehälter. Sie verlangt unseren Freiwilligen aber auch einiges ab. Um Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender, einen Einblick in den Alltag unserer Freiwilligen zu geben, lassen wir in diesem Jahr einen von ihnen berichten.
Florian Pauls aus Bonn (Holzbauingenieur) berichtet aus Mansadu in Sierra Leone
Es ist Samstagmorgen, 7 Uhr, und noch angenehm kühl, nachdem es letzte Nacht noch einmal geregnet hat. Ich sitze hinter unserem Haus, unmittelbar neben mir zwei große Mangobäume, deren Früchte gerade reif werden. Wir bauen in Mansadu drei Gebäude einer Junior Secondary School für die Klassen 7 bis 9: ein Schulgebäude (ca. 25 x 8m) mit drei Klassenräumen, einem Büro für den Direktor, einem Lehrerzimmer und Lagerraum, ein Gebäude mit drei Lehrerwohnungen und ein Toilettengebäude. Wir, das sind zwei Grünhelme aus Deutschland und zehn bis zwölf lokale Mitarbeiter. Es geht schnell vorwärts, an nur acht Tagen haben wir gut sieben Tonnen Zement verarbeitet. Das Dorf muss auch eine Eigenleistung bringen: Bei „Community Actions“ (Gemeinschaftsaktionen) werden Sand und Wasser zur Baustelle gebracht. Es ist immer eine Gaudi, wenn etwa 50 Frauen auf der Baustelle erscheinen und das Spektakel beginnt. Die Natursteine für die Fundamente zu holen und Kiesherstellung sind Aufgaben der Männer. Ein Knochenjob, drei Vorschlaghammer sind mittlerweile kaputt. Und damit meine ich einen zerbrochenen Kopf, nicht den Stiel.
Die Fundamente mit den Natursteinen waren zügig fertiggestellt und gleichzeitig etwa 800 Betonsteine produziert. Vorgestern kam die erste Holzlieferung, die für Schalung und Dachstuhl benötigt wird. Ein helles Laubholz, solide, stabil und schnell nachwachsend. Warum wir nicht mit Tropenholz arbeiten wollen, verstehen hier die wenigsten.
Alles in allem geht es mir gut, auch wenn das Leben doch recht anstrengend sein kann ohne all die westlichen Hilfsmittel. Es gibt kein Internet und zum Telefonieren muss man auf einen Hügel klettern, zum „Telefonbaum“. Das Dorf ist herzlich und nett, kocht zwischendurch für uns und bringt uns die einheimische Sprache Krenko bei: “N to Le Florian” heißt “Ich bin Florian”. Die hierarchischen Strukturen im Dorf sind spannend, es gibt einen Paramount Chief, der uneingeschränkte Autorität besitzt. Er ist ein super Typ, erkennt den Mehrwert der Schule und passt auf, dass wir beim Materialkauf nicht übers Ohr gehauen werden.
Ich schätze die Arbeitsweise der Grünhelme als sehr sinnvoll ein, die Integration und direkte Zusammenarbeit mit den Communities ist zwar anstrengend für den Einzelnen (mich ;-)), dafür verpufft kein Geld im Nichts und die lokalen angestellten Handwerker können wirklich sehr viel auf der Baustelle dazulernen. Außerdem lässt die Eigeninitiative und aktive Mitarbeit der Dorfbewohner die Schule erst zu ihrer Schule werden.
Die Regenzeit hat uns langsam fest im Griff, mindestens einmal am Tag entlädt sich ein heftiger Regenguss. Ich bin weiterhin beeindruckt von der Power unserer Arbeiter. Dadurch, dass wir alles in Handarbeit machen, bekomme ich eine Relation zu der maschinellen Erleichterung, die wir in Europa bei wirklich allen Arbeitsprozessen genießen. Auf der Baustelle werde ich mit meinen Qualitätsansprüchen und meiner peniblen deutschen Arbeitszeitrechnung konfrontiert: „Haben wir immer so gemacht“ wird hier nochmal auf ein anderes Niveau gebracht – die Handwerker unter euch wissen, wovon ich spreche.
Es gibt unzählige beeindruckende Erlebnisse, die das doch sehr einfache Leben versüßen. Vor allem die Kinder, die ihre Schüchternheit abgelegt haben, sind wirklich eine Wonne. Regentänze, Schlammschlachten und Händchenhalten sobald wir draußen rumlaufen. Es macht riesige Freude, das alles so erleben zu dürfen… Ach ja, wie ihr lesen könnt, es ist spannend. Auch vermisse ich viele Dinge schon gar nicht mehr. Und ich habe eine schöne Zeitspanne erwischt: Die Mangozeit wird demnächst von der Avocadozeit abgelöst.
Ich freue mich auf zwei weitere spannende Monate (habe verlängert!).
Lieben Gruß in den hohen Norden, Florian
Der Einsatz von Florian und das Engagement der vielen anderen Freiwilligen werden durch Ihre Spenden erst ermöglicht. Schulen, Krankenstationen oder Ausbildungsstätten werden durch Ihre Spenden Realität. Dafür möchten wir uns im Namen aller Menschen, denen
die Unterstützung zu Gute kommt, sehr herzlich bedanken!
Haben Sie eine bautechnische Ausbildung oder kennen jemanden, der für einen Einsatz bei den Grünhelmen in Frage kommt? Helferinnen und Helfer, die sich einen radikalen Einsatz vorstellen können, sind immer willkommen. Lassen Sie uns gemeinsam an einer gerechten Welt bauen!
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein schönes Weihnachtsfest und ein frohes neues Jahr!
Mit herzlichen Grüßen
Martin Mikat (Vorsitzender)
Max Werlein (Stv. Vorsitzender)
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