Der Gründer der Grünhelme wäre heute 80 Jahre alt geworden
Wie oft „ertappt“ man sich dabei, sich in seiner Gedankenwelt einen Menschen, der nicht mehr ist, in die Gegenwart zu holen. Man stellt sich vor, was er in dieser oder jenen Situation wohl gesagt oder getan hätte. Das lässt ihn auf eine besondere Art „dabei sein“ und dadurch beeinflusst er uns Grünhelme und unsere Entscheidungen weiterhin. Bei Rupert passiert das mit einer wohltuenden Regelmäßigkeit.
Die meisten von uns haben Ruperts Selbstverständlichkeit in vielen verschieden Projekten erlebt. Damit ist nicht nur gemeint, dass es für ihn selbstverständlich war, angesichts einer Katastrophe alles stehen und liegen zu lassen und loszulegen, sondern auch die Selbstverständlichkeit mit der er vor Ort alles Notwendige einfordern konnte. Wie oft haben wir uns beispielsweise im Irak in schier endlosen Behördengängen gefragt, wie Rupert es immer wieder geschafft hat, eine unerreichbar erscheinende Genehmigung binnen kürzester Zeit zu erhalten und ob wir geradezu geduldig die bürokratischen Prozeduren über uns ergehen lassen. Wahrscheinlich war es einfach seine unerschütterliche Selbstverständlichkeit, mit der er die Unterstützung vor Ort für die Projekte erwartete und einforderte, die ihn dazu brachte jedes Mal an die richtige Tür zu klopfen. Auch wenn wir dann, trotz des Gedankenspiels, nicht immer den Mut aufgebracht haben, einfach in das nächste Büro zu stürzen, so hat uns sein „dabei sein“ auf jeden Fall die Wartezeit verkürzt und erträglicher gemacht – das Ziel des humanitär dringend notwendigen Projektes immer fest vor Augen.
Unschätzbar wertvoll ist sein Einfluss durch die klare Herangehensweise, die er vorgelebt hat. Immer wieder kommt man bei Projekten oder noch bei der Projektauswahl ins Zweifeln, auch wenn die Unterstützung zweifelsfrei notwendig ist. Rupert konnte auf eine wunderbar unerschütterliche Art zweifelsfrei bleiben und dadurch die notwendige Energie für die Auflösung von Problemen und Hindernissen freimachen. Ob bewusst oder unbewusst – mit Sicherheit erleichtert und ermahnt uns die Erinnerung daran, die grundlegende Situation nie aus den Augen zu verlieren.
Und regelmäßig ist Rupert natürlich auch deshalb dabei, weil wir uns jedes Jahr in seinem und Christels Wohnzimmer zu unserer jährlichen Mitgliederversammlung in Troisdorf-Spich treffen wie jüngst Ende April. Rupert zeigte stets eine große Solidarität gegenüber den Rauchern unter uns, zu denen er sich in einer Pause immer gerne auf die Terrasse gesellte. Irgendwann stellte auf der Sitzung jemand schmunzelnd fest „Es gibt gar keinen Raucher mehr unter uns“ – das hätte Rupert sicher nicht gefallen. Glücklicherweise haben Till Gröner und Fabian Jochem (beide langjährige Weggefährten Ruperts) noch etwas alten Tabak für eine Zigarette gefunden…
Wir vermissen Rupert sehr. Er wäre heute 80 Jahre alt geworden!