Philippinen, Insel Leyte – klingt nach Urlaub, Sonne, Strand und Meer. Vielleicht ist der erste Gedanke eines jeden Europäers wirklich „Urlaub“ wenn er das Wort Philippinen hört. Bis wahrscheinlich auf die Berichterstattungen nach dem November 2013.
Da stürmte ein schwerer Taifun namens „Yolanda“ über das Land und zeigte mit Windgeschwindigkeiten mit bis zu 360 km/h wozu die Natur im Stande ist.
Innerhalb weniger Minuten waren ganze Lebensgrundlagen, sowie Reis- und Kokusnussbaumplantagen, oder ganze Häuser einfach komplett platt gelegt. Am Schwersten betroffen auf der Insel Leyte war die Hauptstadt Tacloban. Dies hatte zur Folge, dass sich die Mehrheit der Hilfsorganisationen auf diesen Schwerpunkt bezogen. Deshalb sind wir Grünhelme in die Regionen der Insel gegangen, in denen bislang noch keine Unterstützung angekommen ist. Wo sieht es auch schlimm aus? Wo kommt überhaupt keine humanitäre Hilfe an? Wo können wir, die Grünhelme, uns einsetzen – wo sind wir wirklich gefordert und benötigt?
Die Dörfer Cambinoy, Buenavista, Masaba II – Matag-Ob und die Inselgruppe Bantajan wurden ausgewählt. Die Grünhelme bauen in diesen Projekten neue Wohnhäuser aus Kokusnussholz in einer Art der Gemeinschaftsarbeit mit und unter den einzelnen Dorfbewohnern – „Bayanihan“. Diese Zusammenarbeit erfordert eine hohe Motivation aller Beteiligten. In Masaba II – Matag-Ob widerum, haben wir seit Mitte Juni ein Schulbauprojekt. Dieses Vorhaben sieht den Taifunfesten Neubau des komplett zerstörten Schulgebäudes und eine Restaurierung des zweiten Gebäudes vor.
Matag-Ob ist durch seine Lage im Inland der Insel Leyte eine der ärmsten Regionen. Da kein Anschluss an das Meer vorhanden ist, besteht für die Bewohner keine Möglichkeit ihr Lebensunterhalt durch Fischfang zu erwirtschaften. Die Menschen dieser Regionen leben traditionell und hauptsächlich vom Reisanbau und der Kokosnussernte, so dass die Bevölkerung hier von „Yolanda“ besonders nachhaltig getroffen wurde. Der Taifun hat viele Kokospalmen komplett aus der Erde gerissen oder so stark beschädigt, dass in den nächsten Jahren keine normale Ernte mehr erzielt werden kann. Die Palmen, die noch stehen, haben keine Nüsse oder werden ihre noch hängende Nüsse durch starke Beschädigung verlieren. Hierdurch ist ein Großteil der örtlichen Bevölkerung ihrer Lebensgrundlage für die nächsten Jahre beraubt worden.
Masaba II liegt weit oben in den Bergen und ist durch seine Lage sehr schwer zu erreichen, was jeglichen Transport schwierig und kostspielig macht. Dies ist unter anderem eine der Hauptbegründungen für die Grünhelmtätigkeit in Masaba. Ohne unsere Hilfe würde die hiesige Schule, mit über 120 Kindern, noch sehr lange auf die dringend benötigte Reparatur warten und der von uns getätigte Neubau wäre für die nächsten Jahre wahrscheinlich undenkbar.
Der Neubau besteht aus drei Klassenzimmern und wird als eine Stahlbetonkonstruktion mit Ringanker und einer Binderkonstruktion aus Kokusholz für das Dach ausgeführt. Wir unternehmen hier alles was möglich ist um das Gebäude trotz seiner einladenden offenen Windseite auch für den nächsten Taifun standfest zu machen. In dem Gebäude steckt soviel Stahl, dass daraus wahrscheinlich sogar zwei neue Grünhelmschulen errichtet werden könnten. Dabei muss man aber bedenken, dass die Philippinen in einer Erdbebenzone liegen. Wir, die Grünhelme Ken Frege und Fabian Leipold, helfen dem Dorf Masaba II auf diesem Weg auf jeden Fall, dass der nächste Taifun oder das nächste Erdbeben es sehr schwer haben wird Schaden anzurichten. Zusätzlich bekommt das Gebäude an beiden Längsseiten Überdachungen um einen geschützten Zugang zu den Klassenräumen zu gewährleisten. Gleichzeitig bietet dieses Dach auch Schutz vor Schlagregen. Das Hauptdach wird von den Vordächern getrennt – in der Hoffnung, dass ein erneuter Taifun das Vordach beschädigt aber das Hauptdach verschont bleibt. Eventuelle spätere notwendige Reparaturen sollen somit erleichtert werden. Bei näherer Betrachtung des Baufeldes zeigt sich die starke Hanglage, welche es dem Taifun „Yolanda“ wahrscheinlich besonders leichtgemacht hat Schaden anzurichten- Ausserdem kommt es häufig zu Erdrutschen, was das Bauen natürlich nicht unbedingt erleichtert.
Auch abseits der Baustelle hat Masaba II einiges erfreuliches zu bieten. Das Dorf ist wirklich klein und wir Grünhelme schlafen und leben in dem Gemeindehaus – das direkt an dem Dorfsbaskettballplatz angegliedert ist. Dadurch sind wir fester Bestandteil des Dorflebens und auch integriert. Der Integration zuträglich ist auch das gemeinsame Mittagsessen mit den allen Arbeitern, das uns täglich von den Frauen des Dorfes gekocht wird.
Ein Umstand an den wir uns auf den Philippinen erst gewöhnen mussten, ist die ausgiebige „Siesta“, die hier zu jeder Mittagszeit abgehalten wird – wenn man sich in einem Land aufhält in dem die Durchschnittstemperatur deutlich über der 30° Grad Grenze liegt, wundert man sich allerdings nicht sehr lange darüber. Besonders schön an unserem Ort sind die dorfeigenen Wasserfälle (Masaba falls), die sogar in jedem guten internationalen Reiseführer stehen. Dieser Bericht ist natürlich leider nur ein kleiner Ausschnitt von al dem, was zu diesem hoch in den Bergen und schwer erreichbaren Dorf Masaba II dazu gehört und den extremen netten Charme dieser kleinen Gemeinschaft ausmacht.
Natürlich gibt es noch sehr viel zu tun bei diesem Bauprojekt. Die Bauarbeiten sind lange noch nicht abgeschlossen und das stetige Auftreten immer anderer großer und kleiner Herausforderungen fordert das Organisationstalent des Grünhelmteams jeden Tag aufs Neue. Diese unzähligen Gründe macht die Grünhelmarbeit so extrem wichtig. Wir sind stolz darauf dieses Schulbauprojekt in Masaba II angestoßen zu haben, begleiten und gleichzeitig nun ein Teil davon sein zu dürfen.
Vielen Dank dafür!
Das Grünhelm Team vor Ort