Grünhelme-Projektleiter Zobair Akhi berichtet
Vor noch nicht langer Zeit war Sacheriha in Karokh als eine Bergortschaft bekannt, die nichts mit der Zivilisation zu tun hatte. Dorthin ist man früher mit Maultieren und Pferden zum Jagen gegangen.
Wie uns die alten Männer einmal beim Teetrinken erzählten, jagte einmal der Gouverneur von Herat hier einen Hirsch. Deshalb ist diese Gegend als Jagdgebiet für die reichen Bürger bekannt. Wann genau das stattfand, wusste aber keiner. Es kommt einem so vor, als lägen ganze Jahrzehnte hinter diesem Ereignis. Das war eben noch die Zeit, als hier Wildtiere oder auch wilde Tiere leben konnten. So kalt wie es gegenwärtig in Herat und auch in Afghanistan ist, kann man sich das Überleben dieser Tiere kaum vorstellen.
Die Schule ist fertig, d.h. ab dem nächsten Schuljahr (2012), das Mitte März beginnt, gehen die ca. dreihundert Schülerinnen und Schüler in die neue Schule mit 10 Klassenräumen, einem Lehrerzimmer und einer Bibliothek. „Von dann ab wird in Sacheriha Geschichte geschrieben“, sagte der Schuldirektor der Schule.
„Als nächstes werden wir unsere Strasse verbessern und mit dieser Schule und dieser Strasse wird man uns auch in Herat ernst nehmen müssen“, sagte er weiter. „Und schon kommen Euch die ISAF-Italiener-Soldaten besuchen, wenn die Strasse gut genug ist“, sagte ich lachend. Was sind das, die ISAF-Italiener?, fragte ein Arbeiter. Der Grund für diese Frage ist sehr einfach. Die an die zweitausend Italiener, Carabinieri-Soldaten, sitzen in einer riesengroßen Festung direkt neben dem Flughafen von Herat. Sie sind bestens aus der Luft versorgt, aber kaum einmal außerhalb ihrer Isolierung zu sehen.
Die Bauarbeiten liefen leider langsamer als sonst, da die meisten jungen Männer aus diesen Dörfern um Sacheriha herum im Iran arbeiten. Und die noch im Lande gebliebenen sind, müssen bei der eigenen Ernte aushelfen. Weizen und Honigmelonen, das sind die einzigen Feldfrüchte, die es in Sacheriha gut wachsen. Ansonsten existieren hier sieben bescheidene Obstgärten, sonst kaum andere Bäume. Weder auf den Strassen noch in den gemauerten Innenhöfen gibt es irgendeinen Baum. Wassermangel ist das Problem.
Als wir GRÜNHELME uns 2005 vorgenommen haben, den Distrikt Karokh als ersten Distrikt in Afghanistan schulfertig zu machen, kamen uns Schwindelgefühle. Nicht nur weil die meisten der Dörfer auf oder hinter den hohen Baba-Bergen liegen, sondern weil Karokh über 20 Schulen hatte, aber nur zwei davon hatten schon einigermassen akzeptable Schulgebäude. Alle anderen Schulen unterrichteten im Freien, in den zerrissenen Unicef Zelten, die dem Wind, dem Staub und der brennendem Sonne ausgesetzt waren, oder im besten Fall in den verlassenen Tierställen.
Wir haben unser Ziel erreicht. Wir haben Ende 2011 die 18. Schule in diesem Distrikt und damit die 30. im Westen Afghanistan fertig gebaut. Davon sechs Gymnasien, in denen jetzt vor allem die Mädchen die Chance bekommen, das staatliche Abitur zu machen. Zobair Akhi, Projektleiter der Grünhelme e.V. (in der Provinz Herat von 2003 bis 2011)
Zobair Akhi – z.Zt. Heidelberg