Zu der Entwicklung der Grünhelme-Schule in Pahlewan Piri
In dem kleinen Ort Pahlewan Piri, etwa 15 km von Herat entfernt, hat es noch nie ein Mädchen gegeben, das mehr als sechs Jahre die Schule besucht hat. Aber es gab natürlich Ausnahmen; das waren die Mädchen, die in den Kriegsjahren im Iran zur Schule gegangen sind. Von diesen ausgebildeten Frauen unterrichten jetzt schon zwei als Lehrerinnen für Englisch und Farsi (Persisch, das auch in Herat gesprochen wird) und Geschichte sowie Biologie an den Vormittagen für die Mädchen.
„Das ist sensationell“, sagt der neue Schuldirektor Herr Daheri. In diesem Schuljahr haben schon 13 Schülerinnen die 10. Klasse absolviert. „Dank Allahs und den Bemühungen Angela Merkels und der Grünhelme werden wir in weniger als drei Jahren in Pahlewan Piri unsere ersten Abiturientinnen und Abiturienten haben. Anschließend werden diese Studenten nach dem Studium hoffentlich als Ärzte oder Lehrerinnen hierher zurückkommen und uns helfen!“
Diese Schule ist neben den 31 Schulen, die die Grünhelme in der Provinz Herat gebaut haben, nicht nur die weltoffenste, sondern auch die schönste. Im Schulhof haben wir in den letzten sechs Jahren mit den Schülern und ihren Eltern an die dreihundert Bäume großgezogen. Und das, obwohl Pahlewan Piri enorme Probleme mit dem Wasser hat.
Die Englischlehrerin Afsane fragte mich, „ob es stimmt, dass der deutsche Regierungschef eine Frau ist und ob sie auch wirklich etwas zu sagen hat?“ „Anscheinend ja“, antwortete ich, „denn schon damals – bevor wir die Schule gebaut haben – konnte sie uns für den Bau dieser Schule 45.000 Euro zur Verfügung stellen. Ihre Vorgänger waren alle Männer, die waren zu so etwas nicht fähig!“
Pahlewan Piri oder Chagmagh, Armalek oder Sangur: Alle Ortschaften haben momentan eines gemeinsam. Sie sind fast Männer-leer. Fast alle arbeitsfähigen jungen Männer sind wieder illegal in den Iran oder nach Süd-Afghanistan zur Opiumernte gegangen. Obwohl in den letzten Wochen Dutzende Männer an den Grenzen Afghanistans zum Iran von der iranischen Grenzpolizei erschossen wurden, versuchen weiter jährlich hunderttausende junge Männer ihr Glück, um über die Grenze in den Iran zu kommen, wo die Wirtschaft immer wieder Arbeit und Verdienst für die jungen Afghanen ermöglicht. Leider existiert zehn Jahre nach dem Abzug der Taliban hier im Lande noch immer nicht ausreichend Arbeit für die jungen Leute im eigenen Land.
Die Grünhelme haben beschlossen, einen Antrag des Schulleiters in Pahlewan Piri für einen zusätzlichen Anbau für die Schule zu bewilligen. Die Schule in Pahlewan Piri hat vom Bildungsministerium den Zuschlag bekommen und ist jetzt ein Gymnasium geworden. Für 8.000 Euro werden wir den Anbau zu der schon existierenden Schule durchführen.
Zobair Akhi