Afghanistan: Eröffnung der 32. Schule und des ersten Skateboard-Parks.
Die Unsicherheit wächst in Afghanistan und für die Afghanen mit jedem neuen ausländischen Soldaten und weiterer Rüstung und Waffen, die hineingebracht werden. Der Wiederaufbau des Landes und der Aufbau der Wirtschaft, die 2002 bis 2005 in so guten Prognosen waren, sind völlig zusammengebrochen. Jetzt kam es wieder zu einem (wahrscheinlich) schweren Raubmord an zehn ausländischen und christlichen Ärzten, dazu noch in dem schwierigsten Teil des Landes, Nuristan, der als letzter von Afghanistans Provinzen islamisch wurde.
Auch sollte man endlich in unseren Ländern wissen, wie man einer alten strengen islamisch geprägten afghanischen Kultur begegnet. Jedenfalls nicht durch das Aussenden einer christlichen Organisation, der der Label der missionierenden an der Stirn geschrieben steht. So wie es die Mediziner Organisation IAM ist, denen zehn Mediziner ausgeraubt und ermordet wurden. Die große Ärztin, Christin und Nonne Dr. Ruth Pfau wäre in Pakistan nicht auf die Idee gekommen, ihre Lepra und TB-Arbeit mit einer rein-christlichen Organisation zu machen nur aus Christen, sondern es waren bei ihr immer schon Muslims, Hindus und Christen zusammen. Man muss sich immer erst das Vertrauen der Menschen, zumal im ländlichen Raum erwerben. Dann wird man auch nach seiner Religion gefragt. Und die Menschen atmen auf, wenn sie spüren, dass wir Westler auch was glauben. Und dann noch an denselben Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat.
Wir haben in der Provinz Herat nach 32 Schulen immer wieder auch und gerne über unsere Religion gesprochen. Der Bürgermeister von Karoq sagte bei der Einweihung der vorletzten, der 30. Schule: Es sei ja bekannt, dass die Afghanen ein sehr religiöses Volk wären. Aber Ihre Vorstellung, dass die Muslime immer in der Nächstenliebe und Hilfe die ersten wären, müssten sie korrigieren. Die Christen aus Europa hätten ihnen gezeigt, was Solidarität ist.
Die Politik ist am Ende. Die Vorstellung man könne das durch mehr Festungen und Kasernen in Afghanistan, in die wir unsere Soldaten, unsere Journalisten und Abgeordneten hineinfliegen, eine „Stabilisierung“ erreichen, ist total falsch. Das Gegenteil ist wahr. Es gab nach dem Abzug der Taliban 2001 einen großen Enthusiasmus und wir konnten ohne Bedenken arbeiten. Dann fingen die US-GIs an, den Osama Bin Laden zu suchen, Krieg zu machen und Hochzeitsgesellschaften zu bombardieren. Dazu holte man die europäischen Willigen, die als Verbündete mitmachten.
Es wird nur besser werden, wenn wir stärker auf die Afghanen hören. Die sagen uns: Eine so schlechte korrupte Regierung haben wir noch nie gehabt. Deshalb nützt es nichts, alles Mögliche ins Land zu werfen. Der Kopf muss geändert werden. Dessen ungeachtet fliegen wir am 6.September nach Afghanistan, um am 9. September die 32. Schule in Damjoo und die erste Skateboard-Bahn außerhalb Kabuls zu eröffnen.